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Unabhängige Filme
Independent-FilmeGenaue Angaben sind kaum zu machen, aber die New York Times, die behauptet, jeden in New York gezeigten Spielfilm zu überprüfen, hat bereits 2014 von über 900 Spielfilmen gesprochen. Regisseure wie Alex Ross Perry (diesen Monate mit "Queen of Earth" in Deutschland), Mikah Magee (ihr Spielfilmdebüt "Petting Zoo" beginnt auch schon im Mai), Kelly Reichardt, Debra Granik, Sean Baker ("Tangerine L.A.").
"Matthew Porterfield, Benh Zeitlin, Ava DuVernay, Andrew Bujalski ("Computerschach"), Cary Fukunaga und Shane Carruth ("Primer") - um nur einige bekannte Exemplare zu erwähnen - das eigenständig agierende US-Kino ist heute durch eine beispiellose Stilvielfalt gekennzeichnet. Die Folge dieser Entwicklungen ist, dass niemand mehr wirklich weiss, was der Ausdruck "unabhängig" ist.
Das Zusammenwachsen des so genannten Independent-Kinos und Hollywoods fand in den frühen 1990er Jahren seinen vorläufigen Gipfel, als sich das Filmfestival für eine Vielzahl von Indie-Regisseuren einen guten Ruf erwarb. Die zarte Pflanze wurde unter ihrer Schirmherrschaft innerhalb weniger Jahre zum lukrativen Marksegment "Art-House-Film": Mit Marketing-Budgets feuerte sie ihn ab, bis auch der Independent-Film den Marktgesetzen folgte.
Aber Filme wie "The English Patient" und "Shakespeare in Love", mit denen sich die damals schon zur Disney-Gruppe gehörende Firma als bedeutender Art-House-Distributor etabliert hat, ähneln in ihrer ästhetischen und narrativen Haltung mehr und mehr teueren Hollywood-Produktionen. Die Vorreiterrolle des Festivals verlor das Land als Seismograf des eigenwilligen Independent-Kinos, und unbedenkliche Wohlfühlkomödien wie "Little Miss Sunshine" und "Garden State" beherrschten die Kinoketten im Arthouse.
Doch auch dieser Ausdruck ist ein Überbleibsel der Vergangenheit, denn die US-Filmindustrie hat sich in den vergangenen zehn Jahren erneut drastisch wandelt . Welch schwierige Aufgabe die Bestimmung des unabhängigen Kinos heute ist, lässt sich an den Gewinnern der vergangenen unabhängigen Spirit Awards ablesen, die immer mit den Oscar-nominierten Kinofilmen ihrer Jahre übereinstimmten.
In der Tat wird die Kluft zwischen großen und kleinen Kinofilmen in den USA immer größer. Mit Noah Baumbach und Richard Linklater haben die beiden als letzte Regisseure in Hollywood als wahre Unabhängige Fuss fassen können (Baumbachs "Gef Gefühl Mittezwanzig" wurde von Scott Rudin gedreht, Linklaters "Boyhood" vom unabhängigen Filmkanal). Dies ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass das Fest des Sonnentanzes nun zu seinen Ursprüngen zurückkehrt.
Die Mumblecore Bewegung (insbesondere die Filme von Andrew Bujalski), das jüngste Indie-Phänomen im US-Kino, wurde vom Festival begleitet. So gab die bisher gänzlich fremde Autorin Josephine Decker vor zwei Jahren ihr Berlin-Debüt mit zwei Spielfilmen ("Butter on the Latch, Thou Wast Mild and Lovely"), die mit ihrer eigentümlichen Formensprache für Furore sorgte.
Matthew Porterfield ("I Used to Be Darker") ist auch regelmäßig im Rahmen des Forums zu sehen, wo Alex Ross Perrys dritter Kinofilm Queen of Earth im vergangenen Jahr Premiere hatte. Der neue Shooting-Star des Independent-Kinos in den USA ist Ross Perry. Anders als seine Comedys "The Color Wheel" und "Listen up Philip", die auf schwarzem Witz basieren, zeigt Perry mit "Queen of Earth", dass er auch ein optischer Narrator ist.
Es geht um zwei ungleiche Freunde in verschiedenen Lebenslagen, die nach Jahren ohne engen Bezug ein ganzes Wochende in einem Bauernhaus sind. "Die" "Königin der Erde" ist bis zum Ende undurchsichtig und geheimnisvoll. Er ist einer der wenigen unabhängigen Regisseure, der es noch immer schafft, auf 35 Millimeter zu schießen. Auf der anderen Seite des Ästhetischen ist mit Sean Baker ein anderer Regisseur, der im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt hat.
Der ebenfalls auf der engeren Auswahl für den unabhängigen Spirit Award 2015 stehende Kinofilm "Tangerine L.A." wurde vollständig auf einem Handy gedreht, das der rasanten Geschwindigkeit der Story, die den Trans-Sexuellen Sin-Dee Rella und Alexandra auf einer wahnsinnigen Irrfahrt durch die Hektik-Szene von Los Angeles nachspürt.
Mit " Tangerine L.A. " beweist sich Baker, der in seinem letzen Spielfilm "Starlet" von der Beziehung zwischen einer kleinen Porno-Darstellerin und einem munteren Senioren erzählt, einmal mehr als ein sozial unabhängiger Filmemacher, der einen aufrichtigen, beinahe liebenden Einblick in die im US-Kino kaum vorkommenden Unterkulturen nimmt. Die Produktion von Bakers Movie stammt von den beiden Produzenten Jay und Marc Duplass, die seit ihren Mumblecore Jahren eine interessante Karriere machen ("The Puffy Chair").
In Hollywood haben sich die beiden eine eigene Marktnische erschlossen, stehen aber der Weiterentwicklung der US-Filmindustrie immer noch skeptisch gegenüber. Vor zwei Jahren vergleicht er in einem Gespräch mit "Hollywood Reporter" den Stand der US-Kinoindustrie mit "Reaganomics" in den 80er Jahren. Nur immer teurere Filme, die immer teuerer werden, oder billigere Filme, die immer günstiger hergestellt werden müssen, um überhaupt rentabel zu sein.
Bereits heute ist das Medium des Internets eine bedeutende Distributionsplattform für viele dieser Filme. In Filmen wie "Results" von Andrew Bujalski (mit Größen wie Guy Pearce und Cobie Smulders) oder "Queen of Earth" gibt es nur Alibi-Kino-Veröffentlichungen, um eine kleine Pressemeldung für Video-on-Demand zu erwirken. Während Kritiker die Leistung der Kinofilme an den Kassen kaum beeinträchtigen, sind die kleinen Filme mehr denn je auf eine gute Berichterstattung angewiesen.
Obwohl sich die VoD-Anbieter mit handfesten Werten zurückhalten, wird davon ausgegangen, dass die Erträge aus kleinen Spielfilmen derzeit noch im Mittelfeld liegen. Dies ist auch eine Folge des zunehmenden Angebotes an Independent Films, was den Kritiker der "New York Times" Manohla Dargis vor zwei Jahren dazu veranlasst hat, weniger Filme zu fordern, die das bereits schrumpfende Zielpublikum voneinander abbringen.
Mit seinen drei Spielfilmen hat er Baltimore auf die Karte des Independent Cinema gebracht. Andrew Bujalski hat in Austin etwas ähnliches geschafft - obwohl er mit seinem letzen Spielfilm "Results" nach Houston zog. Auch David Zellner ("Kid-Thing") arbeitet von Austin aus, während Kelly Reichardt ("Old Joy", "Wendy and Lucy") in ihren Kurzfilmen immer wieder ein wunderschönes Gefühl für die Umwelt und die reichhaltige Landschaft der nordamerikanischen Westküste in und um Portland aufzeigt.
Nimmt man dann noch Filme wie Debra Graniks "Winter's Bone" (die Usaken in Missouri) und Benh Zeitlins "Beasts of the Southern Wild" (ein mythisches Louisiana) hinzu, kann man sehen, dass das amerikanische Independent-Kino heute auch regional vielfältiger ist als je zuvor. Der Film ist nicht nur in den USA, sondern auch in der ganzen Welt bekannt. Trotz aller Begeisterung über die aktuelle Güte des US-amerikanischen Independent-Kinos darf jedoch nicht vergessen werden, dass einige dieser Filme mittlerweile von internationalen Spendern abhängt.
Die Filme von Kelly Reichardt werden in nicht unerheblichem Umfang mit Geldern aus Brasilien gefördert, wie Matthew Porterfield im vergangenen Jahr ankündigte, dass sein folgender Kinofilm in Deutschland mitfinanziert werden soll. Neue Produzentinnen wie Hulu, Netflix oder Amazon, die ausschließlich Spikes letzter Spielfilm "Chi-raq" vertreiben, werden daran wohl nichts verändern.
Die US-Filmindustrie wird sich daher in nächster Zeit weniger um die Qualitäten des Independent-Kinos kümmern müssen als um modernere Vertriebskanäle.