Video on Demand oder kurz VoD ist die neue Form des Fernsehens. Filme auf Abruf sind eine Form des …
Fernsehen aus dem Internet
Das Fernsehen aus dem InternetDas Fernsehen wurde über Jahrzehnte hinweg als Ausstrahlung und Konsum eines Fernsehprogramms auf dem eigenen Fernseher verstanden.
Mit der " digitalen Erfassung von Content " und der Weiterentwicklung der hybriden Gerätetechnik[1] hat sich das Fernsehen mehr und mehr verändert: Sie wird durch neue Internetinhalte erweitert, die nicht mehr nur von Fernsehstationen kommen. Darüber hinaus werden die heutigen Fernsehgeräte immer internetfähiger. Das bedeutet, dass Fernsehstationen ihren bisher ausschließlichen Zugriff auf das Terminal verloren haben und nun mit Content-Anbietern aus dem Internet auf dem gleichen Gerät mithalten.
Doch welche Angebote machen die neuen Internet-Fernsehanbieter? Was für ein Problem, aber auch eine Chance für etablierte Fernsehanstalten? Wie können die Betrachter von dieser Situation lernen? Das Internet-Fernsehen ist am Ende wirklich das "bessere" Fernsehen? Nachfolgend werden diese und auch Rechtsfragen zur Regelung im Bereich des Internet-Fernsehens diskutiert.
Internet-Fernsehen - was ist das? Bei der Verbindung von Fernsehen und Internet handelt es sich um eine in mehreren Schritten vollzogene Weiterentwicklung, die verschiedene Ausprägungen hat. BeispieleVideoplattformen (e. . YouTube); Medienbibliotheken (e. . ARD Mediathek); Untermarken von Print-, Fernseh- und Hörfunkmarken (z. B. g. Spiegels. de, zdf. de); Corporate TV (e. . bmw. tv); Online-Videobibliotheken (e. . Maxdome, Amazon-Premium Instant Video, Netflix)Alice TV (bis 2012); Telekom Entertain-Maschinenhersteller wie Philips, Samsung etc.
Der Ausgangspunkt für diese Art des Internet-Fernsehens ist das Jahr der Gründung von YouTube im Jahr 2005. Nach einem Jahr wurden in Deutschland sogenannte IPTV-Dienste (Internet Protocol Television) eingerichtet. Das ist Internet-Fernsehen auf einem Fernseher mit einem Internet-fähigen Zusatz-Gerät, der sogenannten Set-Top-Box. Hierbei wird einem begrenzten Benutzerkreis (z.B. Telekom Entertain-Abonnenten) das lineare TV-Programm von Fernsehstationen gegen eine Gebühr über das Internet-Protokoll zur Nutzung zur Verfügung gestellt. 2.
Die TV-Programme im IPTV-Angebot können inzwischen auch mit Mobilgeräten und der dazugehörigen Applikation (z.B. Entertain to Go) ablaufen. Zusätzlich bietet der IPTV-Anbieter neben dem linearem TV-Programm auch eigene On-Demand-Portale (z.B. Telekom Videoload) an. Video on Demand-Angebote dagegen beinhalten nicht mehr nur das Angebot klassischer TV-Sender (z.B. ARD-Mediathek), sondern auch User Generated Content (z.B. auf YouTube), Videos von Zeitungen ( "spiegel.de") oder Online-Videobibliotheken (z.B. "Netflix").
Jüngste Entwicklung des Internet-Fernsehens ist das sogenannte Smart TV (auch Hybrid-TV oder Connected TV genannt), das verschiedene Empfangskanäle im Fernseher kombiniert und 2009 in Deutschland eingeführt wurde. Neben dem Empfang über digitales Kabel, Satellit oder Antenne ist damit auch der Zugriff auf das Internet möglich. Nicht nur für Teilnehmer, wie beim IP-TV, sondern für alle, die einen solchen Internet-fähigen Fernseher haben.
Manche TV-Hersteller erlauben nur einen begrenzten Zugang zum Internet, indem sie eine bereits installierte App-Galerie bereitstellen. Über diese können dann beispielsweise die Webseiten von YouTube, Facebook, Zwitschern und die Medienbibliotheken der TV-Sender aufgerufen werden. Neben den bereits installierten Anwendungen erlauben auch andere Geräte-Hersteller die kostenlose Erfassung von Internet-Adressen, so dass alle im Netzwerk vorhandenen Informationen aufrufbar sind.
Es gibt einen simplen Anlass für die Installation von Apps: Der Betrachter hat nur die Fernsteuerung am Fernseher zur Hand, was die Eingabe einer Internet-Adresse derzeit erschwert. 2014 geben 16% der TV-Haushalte in Deutschland an, zumindest ein so genanntes Smart TV-Gerät in ihrem Haus zu haben, so der Digitalisierungsreport der Medienstationen.
In der Summe haben 35% der Fernsehhaushalte zumindest eine Anschlussmöglichkeit an das Internet, von denen nur 15% die Internetfunktionen ausnutzen. Nur in 9,5% der Fälle ist das TV-Gerät selbst mit dem Internet vernetzt und kann als "smart" beschrieben werden[2].
Selbst wenn Internet-TV noch nicht den Weg in die Wohnzimmer gefunden hat, wird sich dies in absehbarer Zeit verändern, da Fernseher immer häufiger als Standard-Smart TV-Geräte angeboten werden. Betrug der Umsatzanteil von Smart TV-Geräten in Deutschland 2010 noch 5 Prozent, so sind es ein Jahr später 23 Prozent und bis 2015 mehr als die Haelfte, das sind 60 Prozent.
Im Hinblick auf den Anschluss dieser Endgeräte an das Internet sind sie jedoch unter dem EU-Durchschnitt[3]. Vor allem bei Fernsehgeräten mit einer Bilddiagonale von 50 Inch und mehr ist der Marktanteil von Smart TV-Geräten besonders hoch, wo bereits 2011 90 Prozent der Endgeräte internetfähig waren[4] (siehe Abbildung unten). Um den Zuschauern die Einsatzmöglichkeiten von Smart TV genauer zu erläutern, werfen wir zunächst einen kurzen Einblick in die Angebote von Video-on-Demand.
Von den drei erwähnten Arten des Internet-Fernsehens ist Video-on-Demand diejenige mit der bisher größten Anzahl von Nutzern des Internet-Fernsehens. Mit Video-on-Demand können neue Provider und Offerten in den Wettbewerb mit bekannten, klassisch ausgerichteten TV-Sendern einsteigen. Zeitungshäuser wie der M. Dumont Schauberg Verlagshaus bietet im Online-Auftritt der Print-Marken "Express" und "Kölner Stadt-Anzeiger" eigene Online-Nachrichtensendungen an, Werbeunternehmen wie Weight Wächter Deutschland erstellen eigene Web-Reihen ("Mein Ziel, mein Traum", 2011) und Online-Versender wie Amazon stellen Online-Videogeschäfte (Amazon-Premium Instant Video) mit teilweise speziell für diese Plattforme hergestellten Sendungen.
Der " BLM/LFK Web TV Monitor " umfasst Video-Sharing-Plattformen, Medienbibliotheken und Video-Center (Online-Videotheken wie maxdome), Untermarken für klassische TV-, Print- und Hörfunkmarken (z.B. zdf. de, spiegel. de), Corporate TV (z.B. BMW. tv) und nicht-kommerzielle Provider (z.B. bundesregierung.de). Im Jahr 2015 kamen 42 Prozent der angebotenen Produkte von traditionellen Anbietern, mit 25 Prozent waren die Untermarken der Druckmedien am meisten präsent.
Laut dieser Untersuchung machten Video-Sharing-Plattformen wie YouTube nur 1% des Angebotes aus, aber insbesondere YouTube repräsentiert mit 7.953 YouTube-Kanälen eine große Anzahl von Sendungen. Davon entfallen 88% auf Videoaufrufe aus Deutschland im Jahr 2011[5]. Wird die Anzahl der Treffer als Maßstab gewählt, sind Video-Sharing-Plattformen wie YouTube und die dort angebotenen Filme als zentrale Konkurrenten für das Online-Angebot der klassischen TV-Sender (Mediatheken) zu erachten.
Obwohl die obigen Angaben aus dem Jahr 2011 datieren und für den hiesigen Arbeitsmarkt keine aktuellen Umfragen auf der Grundlage angebotsbezogener Zugangszahlen verfügbar sind, ist davon auszugehen, dass Video-Sharing-Plattformen weiterhin eine dominierende Stellung bei der Verwendung von Video-on-Demand-Angeboten haben werden. Unterstützt wird diese Annahme durch die Resultate der ARD/ZDF-Online-Studie 2014, die Online-Nutzer ab 14 Jahren zu ihrem Nutzungsverhalten befragt hat.
Obwohl die Untersuchung die Video-on-Demand-Angebote in andere Kategorien als den oben genannten "BLM Web TV-Monitor 2012" einteilt, wird auch hier die dominierende Position von Video-Portalen (d.h. Video-Sharing-Plattformen wie YouTube) in den Portfolios der Nutzer klar. 62% der Online-Nutzer geben an, bereits im Jahr 2014 Video-Portale benutzt zu haben, eine Steigerung von 5% gegenüber 2013[6].
Bei den Online-Angeboten von Fernsehstationen und Fernsehprogrammen waren die Nutzungsraten dagegen signifikant niedriger: 36% der Online-Nutzer sahen bereits Video on Demand-Angebote von Fernsehstationen, während die 14- bis 29-Jährigen 49% sahen[7]. Als Videokonsumplatz der jüngeren Generation liegen sie damit auch weit vor den Online-Angeboten der Klassiker (Mediatheken und Webseiten der Fernsehsender).
Total14-29 Jahre Basis: Deutschsprachige Online-Nutzer ab 14 Jahren (2014: n=1434; 2013: n=1389). Weil Video-Sharing-Plattformen zu den meistgenutzten Video-on-Demand-Angeboten gehören, ist es nicht verwunderlich, dass die Klassiker auf YouTube zunehmend auch mit eigenen YouTube-Kanälen (z.B. WDR#3 sechzich) oder so genannten Multi-Channel-Netzwerken vertreten sind.
Im Jahr 2014 erwarb die RTL Group die Mehrheit an StyleHaul, einem auf Fashion und Beauty spezialisierten US-Multichannel-Netzwerk mit mehr als 3.500 YouTube-Sendern. Auch alle großen Fernsehanstalten haben seit Jahren Medienbibliotheken im Angebot, in denen die Besucher die verpassten Programme während der regelmäßigen Fernsehsendungen sehen können.
Die TV-Gruppe ProSiebenSat. 1 bietet mit MyVideo einen Video-on-Demand-Service an, der neben bereits gesendeten TV-Programmen auch speziell für das Internet hergestellte Sendereihen bereitstellt. Außerdem experimentierten viele Fernsehstationen mit Programmen, die im Fernsehen beginnen und dann ihre Aktionen im Internet fortsetzen[9]. So hat das ZDFneo am 21. und 21. September 2014 den Fernsehthriller "Dina Foxx - Der Tödliche Kontakt" ausgestrahlt.
Als weiteres Beispiel sei das Programm "Berlin - Tag & Nacht" (RTL II) genannt, in dem das Wohnen der Jugendlichen in einer Berliner Wohnung vorgestellt wird und über dessen Hilfe über Videoposts individuelle Geschichten nach der Fernsehsendung weitergeführt werden. So wird der Betrachter rund um die Uhr über die neuen Ereignisse in der WG auf dem neuesten Stand der Technik sein.
Noch interessanter wird die Online-Erweiterung von TV-Formaten für Fernsehstationen, wenn der Betrachter nicht auf einen zweiten Monitor wechseln muss, um diese zu nutzen, sondern sie direkt am Smart TV-Gerät aufrufen kann. Das klassische Fernsehprogramm wird dann wie folgt um Online-Content erweitert: Der Betrachter wird im aktuellen Anwendungsprogramm durch eine Meldung darauf hingewiesen, dass er weitere Online-Informationen auslösen kann.
Aber nicht nur Fernsehstationen stellen Online-Inhalte auf dem Fernseher zur Verfügung. Weitere Provider wie YouTube, Facebook, Zwitschern, bild.de oder Internetradiostationen sind mit bereits installierten Anwendungen dargestellt, wodurch im Grunde die Zahl der Inhaltsanbieter und die Servicevielfalt grenzenlos ist: Bei Fernsehsendern verliert diese Phase der Entwicklung des Internet-Fernsehens ihren bisher ausschließlichen Fernsehzuschauer.
Welchen Nutzen hat das Internet-Fernsehen für den Benutzer? Dem Betrachter eröffnet sich jedoch zunächst die Gelegenheit, "Fernsehen à la carte" zusammenzustellen[11]. Das Internet-Fernsehen hat gegenüber dem "alten" Fernsehen noch einen weiteren wesentlichen Vorteil: seine zeitliche Überlegenheit. Dabei kann der Betrachter selbst bestimmen, wann er etwas online sehen möchte, ohne an die Sendezeiten des Klassikers gekoppelt zu sein.
Die Sehnsucht nach verpassten Fernsehprogrammen ist laut einer Untersuchung von Tomorrow Focus Media (2014)[12] mit 28,5 Prozent ein zentraler Grund für die Nutzung eines Smart TV-Gerätes in Deutschland (siehe Grafik oben). Darüber hinaus können die Betrachter auch auf andere Video-on-Demand Angebote zugreifen (z.B. Video-Sharing-Plattformen, Online Videotheken, etc.). Laut der Untersuchung verwenden 29,2% der Bundesbürger die Internet-Funktion auf ihrem Smart TV-Gerät, um sich Spezialfilme anzusehen, die nicht im Fernsehen gezeigt werden.
Im Wesentlichen (29,6 %) wird jedoch das Internet am TV-Gerät freigeschaltet, wenn die Programme der TV-Sender für den Betrachter nicht attraktiv und attraktiv genug erscheinen. Auf die Frage, welche Offerten hauptsächlich mit der Internet-Funktion auf einem Smart TV-Gerät verwendet werden, gaben 55,4 Prozent der Bundesbürger an, sich ein Video anzusehen (siehe Grafik unten).
Gefolgt von kompletten Filmen oder Reihen (50,7 %) und Programmen aus den Medienbibliotheken der Fernsehsender (41,6 %). Das Internet-Fernsehen macht damit einen alten Wunschtraum vieler Kritiker wahr: Der Betrachter wird sein eigener Programmleiter. Sie können ihr eigenes Angebot erstellen oder zusätzliche Online-Informationen zu ihrem Lieblings-TV-Programm hinzufügen.
Insofern ermöglicht das Internet-Fernsehen ein individualisiertes und damit "besseres" Fernsehen. Liefervielfalt und Zeithoheit können aber auch anders gedeutet werden, und zwar als Belastung. Für die im Internet kostenlos zur Verfügung stehenden Informationen ist keine Vorauswahl des Programmes vorhanden. Für Unterhaltungsangebote mag dies weniger wichtig sein, aber bei publizistischen Nachrichteninhalten: Beim herkömmlichen "alten" Fernsehen ist es so, dass der Radiosender (genau wie die klassische Medienzeitung und das Radio) mit seinem eingeschränkten Angebot eine filtrierende "Gatekeeper"-Funktion ausübt.
Ist das klassische Fernsehen der Fernsehsender in der Zeit des Internetfernsehens ausgestorben? Das sollte auch für das klassische Fernsehen zutreffen (man redet vom sogenannten Riepl'schen Recht, das 1913 von Wolfgang Riepl am Beispiel des Informationssystems der Antike ausgearbeitet wurde und zeigt, dass in Medienbrüchen "alte" Massenmedien nie vollständig durch neue ersetzt werden).
Schliesslich zeigt die ARD/ZDF-Online-Studie ab 2014 (Gesamtbevölkerung 14 Jahre und älter), dass der TV-Verbrauch mit 237 min pro Tag (93 %) nach wie vor überwiegend linearen Charakter hat[13], d.h. das Fernsehen wird zu den von den TV-Programmanbietern festgelegten Zeitpunkten am TV-Gerät gesehen. Zusätzlich gibt es 3 Min. (1%) der verzögerten TV-Nutzung und 15 Min. (6%) der Online-Nutzung von TV-Programmen und Video von anderen Anbietern über das Internet, davon 8 Min. für TV-Programme und 7 Min. für Videos[14] (siehe Grafik unten).
In der klassischen Fernsehform gibt es endlich "Orientierungspunkte, gestaltet den Lebensalltag und transportiert ein Miteinander. Gerade in einer Zeit, die von einem "Always-Online"-Modus gekennzeichnet ist und in der wir immer weiter anklicken und handeln müssen, kann es sehr erleichternd sein, nicht mit bewegten Bildern zu arbeiten, sondern einfach in einer sogenannten "Lean-Back"-Haltung fernzusehen.
Betrachtet man die Formen der TV-Nutzung bei den 14- bis 29-Jährigen in der Online-Studie der ARD/ZDF, so zeigt sich, dass auch hier die klassischen, linearen TV-Nutzungen anführen. Bei den 14- bis 29-Jährigen beträgt die durchschnittliche Nutzung des Fernsehens 126 Min. pro Tag (79%).
Hinzu kommen 2 Min. (1%) des zeitversetzten Fernsehens und 32 Min. (20%) der Online-Nutzung von Fernsehprogrammen und Video von anderen Anbietern über das Internet. Das 32-minütige Online-Angebot gliedert sich in 11-minütige TV- und 21-minütige Bewegtbildinhalte[17]. Man kann schon heute beobachten: "Das Fernsehverständnis verändert sich, nicht nur, weil Fernsehen über neue Zugangspfade (IP-Protokoll) und auf anderen Platformen geboten wird", sondern auch, weil Video-Sharingplattformen, Online-Videobibliotheken oder Webseiten "mit bewegten Bildern erweitert werden und damit TV-Programme und andere Lerninhalte sozusagen'TV-artig' vermischt werden"[18].
Vor diesem Hintergrund ist das "Internet an sich kein Konkurrent des Fernsehens, sondern eine weitere Möglichkeit, das Fernsehen über einen neuen Zugang zu nutzen"[19]. Dementsprechend muss das Konzept des Fernsehens - wie Beate Frees richtig sagt[20] - auch die Multiplikation von Angeboten berücksichtigen und erweitern: Unter Fernsehen versteht man heute das Angebot und die Nutzung von bewegten Bildern, egal ob sie von einem Sender kommen oder auf welchem Terminal sie wiedergegeben werden.
Fügt man dem Konzept des Fernsehempfangs professionelle Produktionsinhalte hinzu, sehen die heutigen Fernsehzuschauer nicht weniger, sondern abwechslungsreicher zu - insgesamt wird mehr Fernsehen gesehen. Die neuen Bewegtbildangebote und Content-Produzenten jenseits der klassischen Fernsehstationen beginnen so gesehen gerade erst "das Glanzzeitalter des Fernsehens". Jeff Bewkes, President und COO von Time Warner, erklärt schließlich: "Das Fernsehen erfährt in jedem der Länder eine der verblüffendsten Wachstumsstories [....].
Kein Teil des Fernsehgeschäftes nimmt nicht zu: die Produktion, die Anzahl der Kanäle, die Zeit, die die Menschen im Fernsehen verbracht haben, die Programmvielfalt, die Werbeeinnahmen und die Ausstattung, mit der man fernsehen kann[21]. Auf die Frage, ob sich der Verbrauch von Fernsehkanälen seit Bestehen von Videoportalen wie YouTube gewandelt hat, antwortet laut ARD/ZDF-Online-Studie (2014) jeder Dritte (33 %) der 14- bis 29-Jährigen, weniger klassisch fernzusehen; für 52% hat sich nichts getan, 10% der unter 30-jährigen schauen mehr konventionell.
Die Selbstbewertung der Testpersonen macht die Konkurrenzsituation zwischen den Fernsehprogrammen und denen der Video-Sharing-Plattformen klar und verdeutlicht, dass die Angebot der Klassiker im Ranking der unter 30-Jährigen offensichtlich unter Zugzwang gerieten. Obwohl das Entstehen von Video-Sharing-Plattformen (die ARD/ZDF-Online-Studie benutzt dazu den Begriff "Videoportale") die Verwendungsgewohnheiten - jedenfalls in der jüngeren Generation - verändert, kann nicht davon ausgegangen werden, dass das klassische Fernsehen damit aussterben wird.
Inwieweit das Internet und die Interaktionsoptionen auf intelligenten Fernsehern wirklich von den Betrachtern akzeptiert und benutzt werden, wird sich zeigen. Die Verbindungsrate von Smart TV-Geräten zum Internet ist wie oben beschrieben noch sehr niedrig: In nur 9,5 Prozent der bundesdeutschen Privathaushalte, die über Smart TV-Geräte verfügten, ist das Endgerät mit dem Internet verbunden[23].
Auf die Frage, welche Motive zum Betrachten von Fernsehsendungen und Videoportalen verwendet werden und welche Funktion ihnen zugewiesen wird, fordert die ARD/ZDF-Online-Studie (2014) die Testpersonen (Online-Nutzer ab 14 Jahren) auf, folgende Funktionalitäten mit Fernsehprogrammen zu kombinieren[24]: Zuverlässigkeit der Ausstrahlungszeit ( (32 %), Informationen (27 %), Themen der Unterhaltung (15 %), siehe auch die folgende Gegenüberstellung: - siehe Abbildung:
Bei Fernsehprogrammen ist das Motiv der Information nach der Zuverlässigkeit der Sendezeit derjenige, der die zweite höchste Zulassung erhält. Welches Bewegtbild für den Betrachter als "besser" beurteilt wird, ist letztlich davon abhängig, was seine konkrete Nutzung besser erfüllen kann. Die Zahlen für die 14- bis 29-Jährigen sind jedoch bemerkenswert: 35% von ihnen geben an, dass Video-Portale eine wirkliche Alternative zum traditionellen Fernsehen sind (in der Gesamtzahl der Online-Nutzer ab 14 Jahren sind es nur 16%).
Das Zusammenwachsen von Technologie und Endgeräten und die Tatsache, dass Fernsehen heute nicht nur traditionelle Fernsehprogramme von Fernsehkanälen bedeutet, sondern auch bewegte Bilder von Video-Sharing-Plattformen, Online-Videotheken oder Webseiten, haben Implikationen für regulatorische Fragen. Die Notwendigkeit einer Neuanpassung der bestehenden Medienverordnung wird besonders deutlich, wenn man bedenkt, dass zwei Medien ( "Radio und Internet") in einem Terminal auf einem Smart TV-Gerät zusammentreffen.
Bislang ist die Regelung von Sendeinhalten viel strenger als die Regelung von Internet-Inhalten. Zeit und Häufigkeit von Werbeunterbrüchen sind im Rahmen des Rundfunkstaatsvertrages strikt reglementiert und begrenzt. Beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen darf die Gesamtwerbezeit im Jahresmittel 20 min pro Arbeitstag nicht überschreiten. Bei Privatsendern gelten die 12-Minuten-Regeln: Der Fernsehzeitanteil für Werbe- und Teleshopping-Spots darf 12 min innerhalb einer vollen Stunde nicht überschreiten ( 45 Abs. 1 TV-Staatsvertrag 2013).
Dagegen gibt es im Internet keine Bedingungen für den Zeitpunkt und die Laufzeit der Anzeigen. Der Schutz von Minderjährigen unterliegt auch einer ungleichen rechtlichen Behandlung von Fernsehen und Internet: So dürfen beispielsweise im freien Fernsehen so genannte "relativ illegale Angebote - wie z. B. reine Pornografie[27]" - nicht verbreitet werden, sondern nur dann im Internet, wenn der Provider dafür sorgt, dass nur die Erwachsenen Zugriff auf die Angebote haben.
Andererseits sind nach § 4 Abs. 2 JMStV (Jugendmedienschutz-Staatsvertrag) in der Regel nicht sendefähig. Beim Free-TV können Spielfilme mit einem Alter von 16 Jahren erst nach 22 Uhr ausstrahlen. Obwohl eine Vertriebsbeschränkung auch für das Internet besteht (dies ist mindestens im Staatsvertrag über den Jugendschutz in den Medien (JMStV) definiert), handelt es sich um "eine eher theoretisch orientierte Regulierung aufgrund der großen Anzahl und der vielen Auslandsangebote"[28].
Hinzu kommen Datenschutzprobleme, die im klassischen, geradlinigen Fernsehen bisher keine Bedeutung hatten. Mit einem intelligenten Fernsehgerät kann durch die Verbindung von TV-Empfang und Internetanschluss das persönliche Nutzerverhalten aufgezeichnet und über den Retourkanal auswertet werden. Fernsehstationen, Geräte-Hersteller wissen jetzt, wann der TV-Zuschauer schaltet, im Internet unterwegs ist oder Waren über die rote Taste ordert.
"Die Erstellung und Auswertung von Nutzerprofilen (Tracking) ist im Online-Bereich weit verbreitet, die TV-Zuschauer [....] erwarten dies bisher nicht"[30]. Aber auch hier müssen Regulierungsmaßnahmen diskutiert werden, obwohl der Bundesverband Plattform TV, dem unter anderem TV-Gerätehersteller und TV-Sender angehören, kürzlich Richtlinien zum verantwortungsvollen Umgang mit Smart TV-Daten im Zuge der Selbstregulierung verabschiedet hat[31].
Es basiert auf technischen Vertriebskanälen und differenziert zwischen linearem (über das Internet verbreiteten Inhalten) und nichtlinearem Service (über das Internet verbreiteten Inhalten). Inzwischen ist die EUKommission jedoch überzeugt, dass in einer Zeit fortschreitender Annäherung von Fernsehen und Internet eine ordnungspolitische Abgrenzung zwischen linearem und nichtlinearem Vertrieb nicht mehr angebracht ist und ein technologieneutrales und inhaltsorientiertes Vorgehen zu finden ist.
Im Anschluss an die Publikation des Grünbuches wurden in den Mitgliedstaaten ausgesuchte Stakeholder (u.a. Rundfunkanstalten, Netzbetreiber, Kinderschutzverbände, Digital- und Internetunternehmen, Behörden) befragt und von der EUKommission aufgefordert, zu den im Grünbuch aufgeworfenen Fragestellungen Stellung zu nehmen. Ein Resümee der erhaltenen Stellungnahmen[33] wurde von der Europäischen Union im August 2014 veröffentlicht, was zeigt, dass die Stakeholder sehr verschiedene Interessenslagen haben und die Vorschläge an die Europäische Union sehr unterschiedlich sind.
Die Vereinigung für privaten Hörfunk und Fernsehen (VPRT), in der unter anderem die Rundfunkgruppen RTL und ProSiebenSat. 1 tätig sind, ersucht die EU-Kommission, die Aufteilung in linear und nichtlinear an den Technikübertragungsweg angekoppelte Angebote aufzugeben[34]. Dieser Anspruch ergibt sich daraus, dass sich der Privatrundfunk letztlich in erster Linie durch Werbeeinnahmen finanzieren muss und dass die bisher bestehende ordnungspolitische Benachteiligung von Fernsehen und Internet aus seiner Sicht eine Verzerrung des Wettbewerbs auslöst.
Ihr Argument lautet, dass - trotz der zunehmenden Annäherung - die Nutzung des linearen Fernsehens auch in den kommenden Jahren eine "sehr wichtige Rolle"[38] und eine wichtige "Orientierungs- und Führungsrolle"[39] in der öffentlichen Meinung spielen wird. Die Regulierungsungleichheit zwischen Radio- und Internetdiensten muss daher beibehalten werden. In einer Zeit, in der Fernsehprogramme von Fernsehstationen mit Videoportalen, Streaming-Diensten, Online-Videotheken usw. konkurrieren, verändert sich das Fernsehverständnis....
Wie die Online-Studie 2014 der ARD/ZDF belegt, hat diese neue Vielfalt der Angebote erste Wirkung auf die Mediennutzung, insbesondere bei der jungen Generation. Der Generationswechsel wird sich nach Ansicht von Beate Frees "langsam oder im Generationswechsel"[43] vollziehen, eine einschneidende Veränderung bis hin zur Ablösung des klassischen Fernsehprogramms ist jedoch nicht zu befürchten.
Die Fernsehgewohnheiten unterliegen laut Birgit Stark einem ständigen Wechsel, aber nicht einem tiefgreifenden Wandel"[44]. Sie betrachtet daher den "Hype um den Interaktionsbetrachter " als " technisch konstruiert "[45]. Von den Zuschauern erlernte Aufgaben des Klassikfernsehens, wie die Strukturierung des Alltags durch die von den Fernsehveranstaltern vorgeschriebene Programmfolge, würden von den Repräsentanten ignoriert, die eine Umwälzung auf dem TV-Markt erhoffen.
Andererseits prognostiziert ein führendes Beratungsunternehmen einen tief greifenden Wandel im Fernsehmarkt: In wenigen Jahren werde es nur noch wenige große Stationen mit klassischer, linearer Programmierung gäbe, während kleine Stationen vom Netz genommen und komplett auf den Online-Bereich umgestellt würden. Weil in Zukunft wesentlich weniger Fernsehzuschauer das klassische Fernsehen konsumieren werden, wird davon ausgegangen, dass sie von den Veranstaltern mit speziellen Qualitätssendungen umworben werden müssen.
Unter diesem Gesichtspunkt wäre das Internet-Fernsehen in der Tat ein Zugewinn für die Fernsehzuschauer, da es nicht nur eine Vielzahl neuer Online-Angebote bietet, sondern aufgrund der Konkurrenzsituation auch zur Entwicklung des "alten" Fernsehens der Fernsehanstalten beiträgt[46]. Die Geschichte des Deutschen Fernsehens in Osten und Westen Jürgen Wilke: Ausblick: Bayrische Landesagentur für Neue Medien BLM / Goldmedia (2011): BLM Web-TV-Monitor 2011 - BLM Web-TV-Monitor 2012 / Goldmedia (2012): BLM Web-TV-Monitor 2012 Blum, Sebastian (2012): "Geschäftsmodelle werden komplexer" (Interview).
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