Viele TV-Angebote gibt es seit langer Zeit am selben Sendeplatz. Die Tagesschau der ARD beginnt um …
Filme Schauen Stream
Movies Watch StreamDie Tatsache, dass ein neues Video im Web mehr Erfolg hat als im Kinosaal, verdeutlicht, wie sehr sich die Verwendungsgewohnheiten geändert haben. Gerade die jüngeren Betrachter wollen nicht mehr an Raum und Zeit gefesselt sein, sondern Filme schauen, wann und wo sie wollen.
Somit besteht die Gefahr, dass die letzten Bastionen der Analog-Erstverwertung zusammenbrechen - das nicht geschriebene Recht, dass neue Filme zunächst in den Kinos zu sehen sind. Die Musikbranche kann als Vorreiter dieser Entwicklungen angesehen werden, wo Streaming-Dienste wie z. B. Swarovski und DJs zunehmend das traditionelle Radioprogramm ablösen. Beispielsweise hat die R & B-Sängerin Beyoncé ihr neuestes Werk zunächst nur über Apple's Online-Plattform iTunes veröffentlicht, wo die 14 Lieder für 14,99 EUR zum Download angeboten werden.
Dank einer Zusammenarbeit zwischen dem Computerhersteller und der Schallplattenfirma Universal Music konnten Apple-Kunden das neue Werk der Rock-Band U2 fünfwöchentlich kostenfrei downloaden, wobei "Songs of Innocence" mit 26 Mio. Download-Rekorden alle bisherigen Bestmarken durchbrach. Es hat sich gelohnt: Die Albumtour mit bis zu 200 EUR Ticketpreis ist bereits ausgebucht.
Die Tendenz zum Streaming hat andere Unterhaltungsindustrien schon lange erobert. Die amerikanische Serie wie "Breaking Bad" und "Game of Thrones" verdankt ihren Welterfolg vor allem ihrer schnellen Distribution über das Intranet. Auch die großen Pay-TV-Sender haben damit begonnen, ihre Angebote im Web zur Verfügung zu stellen, wo sie rasch ihren Weg zum nicht-amerikanischen Zielpublikum gefunden haben.
Das gleichzeitige Senden im TV und Internet ist auch eine Antwort auf die wachsende Nachfrage von Streaming-Anbietern wie Netflix, deren Anstieg die Dominanz etablierter TV-Sender zunehmend untergräbt. Mit 38 Mio. Teilnehmern ist Netflix der grösste Streaming-Anbieter im USMarkt. Einschließlich des Youtube-Verkehrs machen Streaming-Angebote bereits mehr als die Haelfte des Breitband-Verkehrs aus.
Zunehmend werden auch in Deutschland Filme im Internet gezeigt. Nahezu jeder zweite Bundesbürger macht von der Gelegenheit Gebrauch, bereits ausgestrahlte TV- und Radiobeiträge nach der Übertragung in den Medienbibliotheken der Stationen aufzurufen. Im vergangenen Jahr verfolgten beispielsweise 2,4 Mio. Besucher den Dokumentarfilm über die fragwürdigen Arbeitsmethoden von Amazon im ARD-Medienzentrum.
Das ist mehr als die erste Fernsehsendung, die nur zwei Mio. Besucher vor den Leinwänden sahen. Diese Ansichten werden jedoch erst seit Anfang des neuen Jahres in die Ratingberechnung einbezogen, was vielleicht erklärt, warum neben juristischen Belangen bisher kaum eigene Beiträge für das Internet in Deutschland erstellt wurden.
Mit der Online-Plattform Snap hat der Pay-TV-Anbieter Sky, auf dem die neuen Filme in der Regel erst nach der Kinoauswertung gesendet werden, bereits darauf geantwortet. Allerdings wird sich der Wettstreit um die Fernsehzuschauer durch den Eintritt des Branchenführers Netflix in Deutschland noch ausweiten. In Anbetracht der zunehmenden Wichtigkeit von Inhalten ist es nicht verwunderlich, dass Streaming-Anbieter nicht mehr von Herstellern abhängt.
Weil ihre Kundinnen und Kunden nicht länger warten wollen, bis neue Filme die klassischen Verwertungsketten vom Film über den DVD-Verkauf bis zur Fernsehübertragung passiert haben. Netflix' Entschluss, Content ausschließlich für das Internet zu erstellen, ist eine Demonstration von Macht. Nicht nur aufwändig in Szene gesetzt und oft in Hollywood gespielt (Kevin Spacey in "House of Cards"), sondern auch in der gleichen Spielklasse wie die Filmproduktionen mit 90 Mio. Euro Herstellungskosten - wie bei der kürzlich erschienenen Reihe "Marco Polo".