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Ich Fühl mich Disco Stream
I Feel Disco StreamGlücklicherweise gibt es in Ich Feel mich Disco immer noch Mutter (Christina Große), die als Spießer zwischen ihren Mannen steht und manchmal mit Florian tanzend zur Disco-Musik durch das Appartement geht. Wenn die Mutter nach einem Hirnschlag im Wachkoma versinkt, müssen Eltern und Kind plötzlich von selbst damit fertig werden.
Frei im Stream: "Ich fühle mich wie eine Diskothek".
"I Feel Disco" berichtet eine klassisch anmutende Coming-of-Age-Geschichte über den träumerischen und schwergewichtigen Teenager Florian (Frithjof Gawenda). Er befindet sich gerade in der Mitte seiner ersten Krise, die allgemein als pubertär bekannt ist, und findet auch seine Empfindungen für den Hochtaucher Radu, der von Florians Familienvater ausgebildet wird. Viel bedeutender als die aktuelle Story sind aber die herrlich gezeichnetet und gespielt Charaktere, die diesen Ausschnitt zu einem wahren Höhepunkt der deutschsprachigen Independent-Filmszene werden lassen.
"I Feel Disco" ist noch bis zum dritten Mai in der 3sat Mediothek kostenfrei erhältlich: Größter Vorteil von "Ich fühl mich Disco" sind die originalen und durchaus zwanglosen Charaktere, die sich um die altbewährten Stereotypen des deutschsprachigen Kinos verbeugen. Ein Highlight sind ganz eindeutig Florian's Erziehungsberechtigte, zwischen denen die Sympathie am Anfang des Filmes zugunsten der liebevollen und verstehenden Mama und gegen den rauen Familienvater deutlich aufgeteilt ist.
Doch gerade der Familienvater erfährt im Laufe des Spiels eine erfreuliche Weiterentwicklung und bemüht sich, seine seit langem als verschollen geltende Vaterrolle wiederzuerlangen. Der heimliche Stern in " Ich fühl mich Disco " ist jedoch der Popsänger Christian Steiffen, dessen Name am besten ein paarmal in Folge ausgesprochen wird, um sich ein Bild vom Witz in " Ich fühl mich Disco " machen zu können.
Träger des Films ist Gavenda's Charakter Florian, den er als verwundbaren und einsamen Jugendlichen ohne Erbarmen porträtiert. Florian ist vielmehr eine absolute Populärfigur, in der jeder Betrachter, unabhängig von seiner geschlechtsspezifischen Ausrichtung, einen Teil seiner eigenen Jugendlichen wiedererkennt. Die beiden Radu (Robert Alexander Baer, l.) und Flori (Frithjof Gawenda, r.) befinden sich im Swimmingpool auf dem zehn Meter hohen Turm.
Doch während sich die deutschsprachige Filmbranche traditionsgemäß zwischen den beiden Pole des Gehirnwäsche- und Schwerdramas auf der einen und der trivialen Liebesschlägerei auf der anderen Seite zu befinden droht, zeigt Axel Ranisch wie in seinem ersten gleichnamigen Vorgängerfilm " Böhmisches Kindermädchen ", dass die mit einem knappen Portemonnaie verbundene Gestaltungsfreiheit ideenreich und originalgetreu nutzbar gemacht werden kann.
"I Feel Disco" ist ein nahezu vollkommener Repräsentant des Tragikomikgenres, ohne je zu sehr in Extremdramen oder Komödien abzugleiten. Ernsthafte Probleme wie Schwulenhass werden thematisiert, ohne dabei zu drohend und schwierig über den Zahlen zu schweben. Diese Motive werden immer wieder mit dem frischen Witz des Filmes lockerer gemacht.
Es ist zum Beispiel ein Genuss, den schwulenfeindlichen und unzugänglichen Familienvater in seinem ungeschickten, aber gut beabsichtigten Versuch zu beobachten, die Schwulheit seines Kindes zu tolerieren und zu fördern. Mit all den urkomisch-fröhlichen Augenblicken des Filmes schlägt der heftige Schlag des Schicksals der Mütter sowohl Florian als auch den Betrachter noch härter.